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Spiel: Gothic 3 |
Am 13. Oktober 2006 erscheint der nunmehr dritte Teil des berühmten Rollenspielepos. Das deutsche Entwicklerstudio Piranha Bytes arbeitet auch für diesen Titel mit dem Publisher Jowood zusammen. Große Erwartungen liegen auf den Schultern dieses Werkes, die Vorgänger waren grandiose Produkte. Inwiefern die jeweiligen Erwartungen erfüllt wurden, lesen Sie in den folgenden Zeilen.
{beginnfett}Der namenlose Retter
Review: Gothic 3 setzt die Handlung der Vorgänger fort, allerdings nicht nahtlos. Es ist nicht ersichtlich, wie groß die Zeitspanne zwischen Teil zwei und drei ist. Ort der Handlung ist der Süd-Osten einer großen Insel. Sie ist in mehrere Gebiete unterteilt, drei von diesen darf der Spieler erkunden. Myrtana bildet den östlichen Kern der Insel. Es wird vornehmlich durch die königliche Familie, also von Menschen, bewohnt. König Rohbar, der Myrtana regiert, hat sein Anwesen in der östlichen Königsstadt Vengard. Direkt über Myrtana liegt das Eisgebiet Nordmar, wo ewiger Winter herrscht. Es wird stellenweise von herrenlosen Menschen bevölkert, die sich in Clans (Hammerclan, Tigerclan und Feuerclan) zusammengefunden haben. Unterhalb Myrtanas befindet sich die Wüste Varant. Die dort lebenden Menschen sind der pausenlosen Hitze durch die unermüdlich scheinende Sonne ausgesetzt.
Der Erzfeind des Menschen sind seit jeher die kriegerischen Orks. Mithilfe der Runenmagie, welche den Magiern und Paladinen zugleich magische Fähigkeiten verleiht, blieb der Konflikt zwischen Menschen und Orks im stabilem Gleichgewicht. Der abtrünnige und überaus mächtige Schwarzmagier Xardas, der schon in den Vorgängern seine Machenschaften trieb, schloss eines Tages einen Pakt mit den Orks. Er für seinen Teil sollte die Runenmagie der Menschen zerstören, die Orks im Gegenzug unter seiner Führung Myrtana, und schließlich den Rest der Insel, erobern. Und so geschah es auch. Die Menschen waren den Orks hilflos entgegengestellt, ohne ihre Runenmagie. König Rohbar konnte in letzter Sekunde eine magische Schutzbarriere um Vengard errichten. Seither sitzt er dort gefangen, von den Orks umring, und muss zusehen, wie sein einstiges Reich durch die Orks annektiert wird. Der Großteil der Menschen aus Myrtana wurde versklavt, einige andere Arbeiten als Söldner aufseiten der Orks. Die königstreuen Menschen nennt man Rebellen. Sie verschanzen sich im Untergrund, und greifen die Orks aus Hinterhalten an.
Einige Zeit nach diesen Ereignissen erreichen Sie, der namenlose Held, und weitere Kumpanen die Insel. Sie sind in Myrtana gestrandet. Ihre erste Raststätte ist ein kleines Dorf namens Ardea, welches, nahe der Königsstadt Vengard, an der östlichen Küste liegt. Das Dorf ist durch Orks besetzt. Ein Anlass für Sie und Ihre Kameraden, dieses Dorf zu befreien. Und an genau dieser Stelle übernehmen Sie das Spiel. Sie werden Hals über Kopf in eine Schlacht gegen Orks geworfen, wissen kaum wo oben und unten ist. Glücklicherweise ist die Steuerung sehr intuitiv, so dass der Einstieg recht leicht ausfällt. Die Hilfestellungen in Form von kleinen eingeblendeten Texten enthalten zudem viele wichtige Informationen. So kämpfen Sie also an Seite Ihrer Kameraden und mithilfe der Sklaven gegen die Belagerer, und gewinnen die Schlacht sehr bald. Fortan werden Sie zahlreiche neue Orte aus ganz Myrtana und den beiden anderen Gebieten entdecken, die größtenteils durch Quests miteinander verbunden sind. Viele interessante Charaktere warten auf Sie, um Ihnen die unterschiedlichsten Aufgaben zu übergeben. Allen Aufgaben voran steht jedoch das Ziel, Xardas ausfindig zu machen und einen Besuch abzustatten. Somit geht eine klare Linie durch das Spielgeschehen.
Gut oder Böse
Die zwei großen Gottheiten Innos und Beliar sind allgegenwärtig. Während Innos für die Seite des Lichtes steht, ist Beliar der Gott des Bösen. Überall auf der Insel sind die Monumente jener Gottheiten verteilt. Während des kompletten Spielgeschehens werden Sie nun immer wieder einer Frage entgegen gestellt: Kämpfen Sie für Innos, oder für Beliar? Sind Sie ein königstreuer Rebell, oder ein Orksöldner? Sie entscheiden also immer zwischen Gut und Böse. Ein Beispiel: In dem durch Orks besetzten Ort Kap Dun ist ein Sklave entflohen. Ihre Aufgabe zunächst: Finden Sie den Sklaven! Doch dann folgt die Entscheidung, ob Sie ihn den Orks übergeben, oder in Freiheit entlassen. Als Resultat hieraus ergeben sich in der Regel Rufpunkte für diejenige Seite, der Sie mit Ihrer Entscheidung gedient haben. Ihre Entscheidungen haben ansonsten keinen sonderlich weitreichenden Einfluss. Die Auswirkungen sind üblicherweise auf die Lokalitäten beschränkt. Somit können Sie Ihren Weg im Spielgeschehen mehrmals ändern.
Der Zögling wächst frei
Was gut ist, währt lange: Die Charakterentwicklung wurde mit nur wenigen Änderungen aus den Vorgängern übernommen. Ihre Figur hat die Werte Stärke, Jagdgeschickt, Altes Wissen, Schmiedekunst, Diebeskunst, Alchemie, Lebensenergie, Ausdauer und Mana. Während sich die meisten Werte von selbst erklären, bestimmen Werte wie Alchemie und das alte Wissen, welche Fähigkeiten Sie im Bereich Tränkebrauen bzw. Magie erlernen können. Nach jedem Levelaufstieg erhalten Sie Lernpunkte, mit denen Sie entweder Eigenschaften erhöhen, oder neue Fähigkeiten erlernen können. Hierfür beten Sie entweder an den jeweiligen Monumenten der Gottheiten, oder Sie suchen sich einen Lehrer für das gewünschte Handwerk. Das Charaktersystem aus Gothic ist sehr flexibel und dennoch komplex genug. Das Spiel kommt ohne die sonst obligatorische Klassenwahl zu Beginn eines Rollenspiels aus. So kann sich der Charakter frei entfalten, und das ist großartig.
Fantastische Grafik und hochwertige Vertonung
Grafisch war Gothic nie ein Meilenstein, Gothic 3 kommt diesem jedoch gefährlich nahe. Es sieht fantastisch aus, nahezu alles. Das saftige Grün über die Gebirgslandschaft bewegt sich seichte im Wind der Küste. Die Wüste ist trist und oft durch Sandstaub benebelt, während Palmen idyllisch schwingen. Das winterliche Nordgebiet ist kalt, und so sieht es auch aus. Überall tiefer, glänzender Schnee und dichter Nebel. Kurzum: Die Welt von Gothic 3 wirkt sehr belebt und lädt zum Staunen ein. Für die grafische Finesse sorgen nicht nur hochaufgelöste Texturen, sondern auch intelligent umgesetzte Licht- und Schatteneffekte. Bump-Maps und Normals-Maps sind an passenden Stellen angebracht. Das dynamische Wettersystem lässt diese dann ihre Arbeit verrichten. Grandios! Zum Bestaunen der Umgebung können Sie auch dieses Mal in die Ego-Sicht schalten, praktisch hat dies jedoch keinen Nutzen. Um den Heim-PC nicht zu überlasten, bedient man sich eines alten Tricks: Objekte werden auf Entfernung entweder unscharf dargestellt, oder gleich völlig ausgeblendet. Den Maßstab für die Entfernung kann man hierbei einstellen, so wie die meisten anderen grafischen Eigenschaften auch. Trotzdem ist Gothic 3 ein harter Brocken für Ihren Rechner. Was die musikalische Untermalung angeht, so übertrifft das Spiel die Erwartungen um ein Vielfaches. Orchestraltisches Wunderwerk in diesem Spiel! Daran haben sogar Künstler gearbeitet, welche zuvor noch für Hollywood-Streifen Musik produzierten. Die Synchronisation der Figuren ist wie gewohnt exzellent, es ist ein Markenzeichen von Gothic. Die alt bekannten Stimmen aus den Vorgängern leisten auch hier überzeugende Arbeit. Es macht einfach Spaß, den Dialogen zuzuhören. Die gelungene Atmosphäre hat den Sprechern viel zu verdanken.
Problem Käfer
Der Publisher Jowood hat die Entwickler gedrängt, den Erscheinungstermin um jeden Preis einzuhalten. Als Resultat hieraus ist ein mit schweren Fehlern verseuchtes Spiel notgedrungen auf den Markt geworfen worden. Das ging sogar so weit, dass Piranha Bytes noch vor Veröffentlichung des Spiels den ersten Patch angekündigt hat. Die Fehlerliste bot nahezu alles, was man sich nur vorstellen kann. Plötzliche Abstürze, die den Spieler entweder auf den Desktop warfen, oder gleich den ganzen Rechner einfrieren ließen, zudem Darstellungsfehler und Logikfehler zerstörten den Spielspaß fast vollständig. Zu allem Überfluss fiel die Performance regelmäßig in den Keller. Das Spiel war einfach nicht bereit für den Markt. Der mittlerweile erschienene Patch 1.12 behebt die meisten Fehler des Spiels und verbessert die Performance spürbar - zum Glück! Weitere Patches sind zudem angekündigt.
Fazit - Ein exzellentes Rollenspiel
Gothic 3 ist wohl eines der besten Rollenspiele, die bisher auf dem Markt erschienen sind. Die langwierige Entwicklungszeit macht sich in jedem Detail bemerkbar, mal von den anfänglichen Fehlern abgesehen. Es macht großen Spaß, in der vielfältigen und belebten Welt von Gothic 3 auf Abenteuerjagd zu gehen, zumal es die bisher größte ist, die es je in Gothic zu erkunden gab. Die Grafik ist fantastisch, die Musik und Synchronisation gleichermaßen exzellent. Auch die ständige Wahl zwischen Gut und Böse halten den Spieler bei Laune. Letztendlich bleibt nur zu hoffen, dass die Entwicklung an Gothic 3 voran geht, so dass auch der letzte Fehler entfernt wird.
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